Der Begriff arabische Welt (arabisch العالم العربي, DMG al-ʿālam al-ʿarabī) bezeichnet eine Region in Nordafrika und auf der Arabischen Halbinsel. Staaten mit einer mehrheitlich arabischen Kultur sind Teil der arabischen Welt. Der Begriff ist trotz seiner vielfachen Verwendung nicht exakt definiert (deshalb meistens Kleinschreibung bei arabische). Es lassen sich mehrere Kriterien anwenden, um die Zugehörigkeit zur arabischen Welt zu definieren: die Dominanz der arabischen Sprache (sprachliches Kriterium), der Einfluss des Islam (religiöses Kriterium) und schließlich die Mitgliedschaft in der Arabischen Liga (politisches Kriterium). Geografische Einteilung der arabischen Staaten Staaten Nordafrikas Die Arabische Maghreb Union (AMU) Arabische Halbinsel Die nordafrikanischen Staaten an der Atlantik- und der Mittelmeerküste, die erst in späterer Zeit arabisiert wurden und noch mehr oder weniger starke Traditionen anderer Völker (Berber, Tuareg) aufweisen: Mauretanien Marokko Algerien Tunesien Libyen Die Nil-Staaten mit antiker Ackerbautradition: Ägypten Sudan Die Staaten am Horn von Afrika, die bereits seit frühester Zeit über intensive Verbindungen nach Südarabien verfügten: Somalia (seit 1991 ist Somaliland faktisch von Somalia abgespalten) Eritrea (kein Mitglied der Arabischen Liga) Dschibuti Komoren Die Staaten am Arabischen Meer bzw. Süd- und Zentralarabiens: Bahrain Jemen Katar Oman Saudi-Arabien Vereinigte Arabische Emirate Kuwait Die Staaten der Levante bzw. Nordarabiens: Irak Jordanien Libanon Palästina Syrien Israel Der Nil und die Länder am Nil Horn von Afrika Arabisches Meer Seepromenade Corniche Beirut Sprachliches Kriterium Geografische Verbreitung der arabischen Sprache. Blau: Arabisch ist nicht die alleinige offizielle Sprache Nach dem sprachlichen Kriterium entspricht die arabische Welt einer Gruppe aus 24 Staaten von Mauretanien im Westen bis zum Sultanat von Oman im Osten und 2 nicht souveränen Gebieten. Die Ausbreitung des Arabischen ist weitgehend auf die Geschichte der Ausbreitung des Islam im 7. Jahrhundert zurückzuführen. Allerdings ist das sprachliche Kriterium nicht ausreichend, um die arabische Welt zu betrachten. Einige Länder, in denen Arabisch gesprochen wird, gelten weiterhin in der Regel nicht als Teil der „arabischen Welt“, darunter Malta, Israel, Somalia, Dschibuti, Eritrea und der Tschad. Die folgende Liste führt 26 souveräne Staaten und nicht souveräne Gebiete auf, in denen die arabische Sprache gesprochen wird. Länder mit einer arabischen Mehrheit werden farblich hervorgehoben. Die Vereinigten Arabischen Emirate werden in der Regel als Teil der arabischen Welt angesehen, obschon die Araber dort in der Gesamtbevölkerung die Minderheit stellen. In der Tabelle werden deshalb dort die ausländischen Bürger ausgenommen. Liste von Staaten und nicht souveränen Gebieten, in denen Arabisch gesprochen wird Land Hauptstadt Fläche (in km²) Einwohner (in Mio.) Anteil an arabischer Ethnie Anteil an arabischen Sprechern Ägypten Ägypten Kairo 1.001.449 83,08 97 % k.A. Algerien Algerien Algier 2.381.741 31,84 98 % 98 % Bahrain Bahrain Manama 711 1,04 k.A. k.A. Dschibuti Dschibuti Dschibuti 23.200 0,51 ca. 5 % k.A. Eritrea Eritrea Asmara 121.144 5,02 k.A. k.A. Irak Irak Bagdad 434.128 28,94 75-80 % 75-80 % Israel Israel Jerusalem 22.380 8,00 20,1 % k.A. Jemen Jemen Sana'a 536.869 25,41 97 % 97 % Jordanien Jordanien Amman 89.342 6,34 99,2 % 99,2 % Katar Katar Doha 11.606 1,69 45 % 45 % Komoren Komoren Moroni 1.862 0,75 k.A. k.A. Kuwait Kuwait Kuwait-Stadt 17.818 2,75 ca. 40 % ca. 40 % Libanon Libanon Beirut 10.452 4,52 95 % 95 % Libyen Libyen Tripolis 1.775.500 6,31 90 % 90 % Marokko Marokko Rabat 446.550 32,60 90 % 90 % Mauretanien Mauretanien Nouakchott 1.030.700 3,44 ca. 70 % ca. 70 % Oman Oman Maskat 309.500 3,15 k.A. k.A. Palästinensische Autonomiegebiete Palästinensische Autonomiegebiete (nicht souveränes Gebiet) Gaza / Ramallah ca 6.300, ohne Gebiete der Zone C 4,33 ca. 83 % k.A. Saudi-Arabien Saudi-Arabien Riad 2.240.000 27,01 90 % 90 % Somalia Somalia Mogadischu 637.657 13,18 ca. 1 % k.A. Sudan Sudan Khartum 1.886.068 30,89 ca. 70 % ca. 70 % Syrien Syrien Damaskus 185.180 17,83 k.A. k.A. Tschad Tschad N'Djamena 1.284.000 10,32 9 % 26 % Tunesien Tunesien Tunis 163.610 10,78 98 % 98 % Vereinigte Arabische Emirate Vereinigte Arabische Emirate Abu Dhabi 83.600 5,47 (davon weniger als 20 % Staatsbürger) 70 % (von den Staatsbürgern) k.A. Westsahara Westsahara (nicht souveränes Gebiet) El Aaiún 266.000 0,54 über 98 % Araber bzw. arabisierte Berber k.A. Religiöses Kriterium Verwandt ist der Begriff mit der islamischen Welt. Die Araber sind in der islamischen Welt in der Minderheit, obwohl der Islam aus Arabien stammt und auf Arabisch tradiert und gepredigt wird. Arabertum definiert sich unabhängig von der Religionszugehörigkeit: Araber können Muslime sein, aber auch Christen sowie Atheisten. Im Libanon weisen ganze Regionen (etwa die drei Regierungsbezirke Kesrouan, Metn und Jabal Lubnan (Mont Liban)) eine geschlossene arabisch-christliche Bevölkerungsstruktur auf, bis vor wenigen Jahrzehnten stellten sie dort sogar die Bevölkerungsmehrheit. Der Panarabismus ist das Rekrutierungsfeld des Islamismus, der aber ideologisch andere Ziele verfolgt als der nationalistische Panarabismus und der im Gegensatz zu diesem das christliche Element der arabischen Welt negiert und dessen autochthonen Charakter leugnet. In der panarabischen Bewegung waren überdurchschnittlich viele Araber aus christlichen Familien aktiv, neben Michel Aflaq (syrischer Gründer der Baath-Partei) und Elias Farah (syrisch-irakischer Baath-Ideologe) zum Beispiel der 1949 im Libanon hingerichtete SSNP-Gründer Antun Saada, der 2005 ermordete libanesische KP-Generalsekretär der libanesischen KP George Hawi und (marxistische) PLO-Führer wie George Habasch. Politisches Kriterium Länder der Arabischen Liga Die arabischen Länder als Saladin-Adler, irakisch-baathistische Darstellung → Hauptartikel: Watan Der Begriff kann zum einen die Gesamtheit der Mitgliedsstaaten der Arabischen Liga (und ihrer Bewohner), zum anderen das zusammenhängende Siedlungsgebiet der Araber beziehungsweise das al-watan al-arabi / الوطن العربي / al-waṭan al-ʿarabī / ‚Arabisches Vaterland‘ bezeichnen. Die beiden Begriffe sind nicht identisch, da es sowohl arabische Minderheiten in Ländern gibt, die nicht Mitglied der Arabischen Liga sind (wie der Türkei und dem Iran oder Israel), als auch Mitgliedsstaaten, die keine eindeutige arabische Bevölkerungsmehrheit besitzen, so etwa Somalia, Dschibuti oder die Komoren. Zum Arabischen Vaterland zählen Nationalisten aber meistens auch die iranische Provinz Chuzestan, den Sandschak Alexandrette (İskenderun), die Westsahara und Eritrea, obwohl diese Gebiete nicht zur Liga gehören. Zumindest aus libyscher Sicht zählt auch Malta zur arabischen Welt. Politisch gibt es in der arabischen Welt den gemeinsamen Traum einer in einem Staat vereinten arabischen Nation. Alle bisherigen Einigungsversuche des Panarabismus sind aber erfolglos geblieben. Bekannte panarabische Vordenker und Führer der Neuzeit sind Michel Aflaq, Gamal Abdel Nasser und Muammar al-Gaddafi, aber auch die PLO sieht sich als Speerspitze der arabischen Einigungsbewegung in dem Gedanken, dass die palästinensische Revolution der Auslöser der arabischen Revolution sein könnte. Nicht zuletzt wegen dieser Auffassung ist der Nahostkonflikt nicht nur für Israel prägend, sondern bewegt regelmäßig die arabischen Massen. Die Arabische Liga ist ein Verbund arabischer Staaten, wurde am 22. März 1945 in Kairo gegründet und besteht aus 22 Mitgliedstaaten. Wirtschaftliche und soziale Situation Die meisten arabischen Staaten sind Schwellenländer oder Entwicklungsländer. Ausnahmen bilden die Länder Saudi-Arabien, Kuwait, Katar, Bahrain und die Vereinigten Arabischen Emirate, die heute Industrieländer sind. In den Ländern des Nahen Ostens ist die Wirtschaft laut Weltbank zwischen 2000 und 2006 um durchschnittliche 5,31 Prozent pro Jahr gewachsen. Das Bruttonationaleinkommen aller 22 Länder der Arabischen Liga lag 1999 bei 631,2 Milliarden Dollar. Im Jahr 2006 stieg das Bruttosozialprodukt auf 1.585.14 Milliarden Dollar. Saudi-Arabien hat das größte Bruttoinlandsprodukt der arabischen Welt. |
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